Um es vorweg zu nehmen: „Wir schenken uns nix!“ ist eine immer wieder gut gemeinte Ankündigung in vielen Familien und hat bei uns zum Ergebnis, dass wir an Heilig Abend ca. 2 Stunden mit Auspacken von Geschenken beschäftigt sind.
„Wir schenken uns nix“ gibt es in verschiedenen Variationen:
1. „Es ist ja nur eine Kleinigkeit!“
2. „Ich wusste, du hältst dich auch nicht dran!“ oder
3. „Du brauchst mir aber nix zu schenken.“
Es gäbe noch die weiteren Versionen „das musste eh entsorgt werden“ oder „war grad bei Aldi im Angebot“. Doch darüber reden wir nicht so gerne mit unseren Gästen.
„Wir schenken uns nix“ ist im Übrigen die erfolgreichste Werbekampagne der vergangenen Weihnachtseinkaufs-Saison der Konsumgüter-Branche gewesen.
Die Menge an Geschenkpapier, die wir dieses Jahr für „wir schenken uns nix“ verbraucht haben, würde vermutlich reichen, um drei nagelneue Audi Q8 e-tron einzupacken. Doch die haben wir nicht bekommen.
Für verdutzte Gesichter sorgt die Variante „Wir schenken uns nix“ nur bei denjenigen, die sich konsequent daran halten. Sie sitzen dann mit einem schlechten Gewissen da und überlegen bereits für das nächste Jahr, wie sie „wir schenken uns nix“ dann überbieten können.
Es gibt da auch noch die Variante „Wichteln“, bei der man untern den Geschenke-Adressaten genau eine Person auswählt, der man ein Geschenk macht. Das funktioniert in der Praxis sehr gut. Eine Person erhält ein Geschenk und für alle anderen gilt die Grundform des „Wir schenken uns nix“.
Woher kommt eigentlich das „Wir-schenken-uns-nix“? Ich habe mal nachgeforscht und bin dann schließlich auf das „Schenkener Abkommen“ aus dem Jahre 1990 gestoßen. Zahlreiche Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vereinbarten den Wegfall der Geschenk-Kontrollen und die Freizügigkeit des Warenverkehrs. Zuvor noch hatte man sich streng daran gehalten, dass die Vereinbarungen eines „wir schenken uns nix“ auch eingehalten wurden. Nun, nach der Unterzeichnung und Ratifizierung in den zahlreichen Ländern, gab es kein Halten mehr.
Deutschland nimmt eine führende Rolle beim „wir schenken uns nix“-Ranking im internationalen Vergleich ein. Wenn wir auch in vielen Themen bald Schlusslicht sind (Digitalisierung, Bildung etc.) und somit einpacken können, sind wir doch beim Auspacken Weltmeister. Ja, wir Deutschen packen gerne aus (nicht nur Geschenke). Wir ziehen gerne über andere her! Wir schenken uns eben nix!
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