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  • AutorenbildDietmar Gebert

"Alt ist relativ"

Am Samstag bekam ich eine Einladung zur Hauptversammlung der SG Schramberg zugeschickt mit dem Hinweis, dass ich anlässlich der Versammlung für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt würde. Da dachte ich mir: „Oh Gott, wie alt musst du denn sein, wenn du schon 50 Jahre in diesem Verein Mitglied bist?“


Gleichzeitig erfüllte es mich aber auch mit Stolz, dass ich im Alter von 56 Jahren schon 50 Jahre der Sportgemeinschaft angehöre. Zunächst beginnend mit dem Kinderturnen, wechselte ich dann im Alter von 9 Jahren zur Leichtathletik und später ins Tischtennis. Seit 1992 aber gehöre ich hier eher zu den passiven Mitgliedern, zahle regelmäßig meinen Beitrag und bleibe der SG Schramberg mit dem Herzen verbunden. Die Tischtennisplatte im Keller dient vorzugsweise dem Abstellen von Weihnachtsplätzchen im Winter.



Ganz anderes zu erzählen hatte ein Baum (Großvatertanne), den wir anlässlich einer Wanderung in der Nähe von Freudenstadt besuchten. Leider musste der Baum nach knapp über 300 Jahren gefällt werden. Doch dieser Baumstumpf erzählt Geschichten. Er hörte Bach’s Weihnachtsoratorium (1734), konnte 1912 den Untergang der Titanic nicht verhindern, überlebte aber 1999 den Sturm „Lothar“ im Schwarzwald.



300 Jahre, dachte ich mir, da darfst du ruhig Jahresringe unter den Augen (oder besser gesagt, unter der Rinde) haben. Der Baum hatte einen Umfang von 5,60 Meter und war ca. 45 Meter hoch. Welch’ Weitblick musste dieser Baumriese genießen können. Er sah sicher so manches Pärchen, die sich unter dem Baum den ersten Kuss gab. Er sah aber bestimmt auch viele, dies sich den letzten Kuss gaben. Harz klebt zwar, schweißt aber nicht ewig zusammen.


Der Baum musste vor ein paar Jahren gefällt werden, weil er nicht genügend mit Flüssigkeit versorgt wurde. Musste er etwa Wasser lassen? Man ließ ihn offensichtlich am langen Ast verhungern und verdursten. Niemand wollte Flüssigkeit abzweigen. Auch mit seinen Tannenzapfen vermochte er es nicht, Wasser zu zapfen.


Der Baum stand 300 Jahre immer am selben Platz. Da war nie die Rede von Mobilitätsbereitschaft. Nie war er in Urlaub, sein Laub waren die Nadeln. Der Baum ist somit ein Zeichen für Treue. Solche „Mitarbeiter“ kann man sich nur wünschen in heutiger Zeit. Kündigen war nie eine Option für ihn, auch wenn sich regelmäßig die neuen Jahreszeiten ankündigten.



Er hat sich nie verirrt, war nie auf dem „Holzweg“, auch wenn der größte Teil seines Holzes nun weg ist. Der Baum lieferte sicher etliche Festmeter Holz. Unmengen von Möbeln konnten hergestellt werden. Und vielleicht auch Tischtennisschläger.


Es wird Zeit, dass ich mal wieder den Ping-Pong-Ball zur Hand nehme...

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